Auf „In der fernsten der Fernen“ vertont vertont Dota Kehr zum zweiten Mal mit Band und zahlreichen Gästen Gedichte der Lyrikerin Mascha Kaléko
von Gérard Otremba
Bereits vor drei Jahren, mitten in den Corona-Lockdown 2020, erschien „Mascha Kaléko“, das erste Album von Dota Kehr, auf dem sie Gedichte besagter Lyrikerin vertonte. Wir verwiesen damals auf die Platte, die sich großer Beliebtheit erfreute und Platz 13 der deutschen Charts erreichte, mit dem Song des Tages „Für Einen“. Max Prosa war es bei diesem Lied vorbehalten, Dota Kehr gesanglich zu begleiten, für weitere Gedichtvertonungen der 1907 geborenen und 1975 verstorbenen Dichterin, fand sie mit Hannes Wader, Konstantin Wecker, Alin Coen, Uta Köbernick, Karl die Große und Francesco Wilking weitere prominente Unterstützung am Mikrophon. Für die zweite Ausgabe von
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vertonten Mascha-Kaléko-Gedichten, „In der fernsten der Fernen“ ging Kehr wieder ähnlich vor.
Dota und die Gäste
Erneut lud sie zahlreiche Kollegen zu den Aufnahmen ein und die Auswahl liest sich wie das who is who der deutschsprachigen Songwriterszene. Von Anna Mateur und Dirk von Lowtzow (Tocotronic), über Gisbert zu Knyphausen und Clueso, hin zu Black Sea Dahu, Funny van Dannen, Malonda und Rainald Grebe heißen diesmal die Duett-Partner Kehrs. Zudem ist ihre Band, bestehend aus Janis Görlich am Schlagzeug, Jan Rohrbach an der E-Gitarre und Jonas Hauer am Rhodes-Piano, wieder mit an Bord, mitunter wurde der Sound durch Streicher und Bläser ergänzt und erweitert. „In der fernsten der Fernen“ erscheint wie der Vorgänger in zweifacher Ausführung. Holt man sich das Doppel-Album, kommt man in den Genuß elf weiterer Songs und kann noch Sarah Lesch, Fama M’Boup, Götz Widmann und Nicola Rost (Laing) gemeinsam mit Dota Kehr singen hören.
Melancholie und zeitlose Eleganz
Mascha Kaléko, die mit „Das lyrische Stenogrammheft“ einen Lyrik-Klassiker des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat und Deutschland aufgrund der Herrschaft des Nazi-Regimes 1938 gen USA verlassen musste, hätte wahrscheinlich ihre helle Freude an dieser Vertonung ihrer Gedichte. Zwischen Chanson, Liedermacher-Kunst, Jazz und Indie-Pop changieren die zwölf, respektive 23 Songs. Mit viel Gefühl und viel Liebe zum Detail arrangiert Kehr mit ihrer Band die einzelnen Stücke. Viel Melancholie, Sehnsucht und Großstadtflair steckt in ihnen, mithin viel zeitlose Eleganz, aber auch eine lässige Leichtigkeit. Kaléko und Kehr, das passt also auch zum zweiten Mal, denn erneut findet Kehr den Ansatz zur kongenialen musikalischen Umsetzung von Kalékos Texten. Und bei einem so durchgängig schönen Album hebe ich mal keine einzelnen Lieder hervor.
„In den fernsten der Fernen“ von Dota erscheint am 30.06.2023 bei Kleingeldprinzessin Records. (Beitragsbild von Annika Weinthal)